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Heiko König, Kai Krause und Joachim Stegmaier sind 388 Kilometer durch fünf Länder in 17 Stunden unterwegs.

Höher, schneller, weiter. Von allem war etwas dabei, als sich Heiko König (49), Kai Krause (55) und Joachim Stegmaier (54) am 26. Juni früh um 3 Uhr von Gmünd aus auf den Weg zum Comer See in Italien machten.
Angekommen sind sie 17 Stunden und 30 Minuten später. Es braucht eben seine Zeit, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Obwohl alle drei trainierte Sportler und Triathleten sind, die jährlich an die 10 000 Kilometer auf dem Rad hinter sich bringen, waren die 388 Kilometer durch fünf Länder (Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Schweiz, Italien) und bis in 2110 Meter Höhe eine Herausforderung.

Joachim Stegmaier, Kai Krause und Heiko König am Splügensee

Kurz bevor es hoch zum Pass geht am Splügensee: Joachim Stegmaier, Kai Krause und Heiko König (von links nach rechts).

Abwechslung im Corona-Jahr

Bis Chur in der Schweiz habe man zehn Stunden gebraucht bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 30 Stundenkilometer, berichtete Joachim Stegmaier.
Wie seine Mitstreiter ist er Extremsportler und im DJK Schwäbisch Gmünd organisiert.
Im Nachhinein sieht er die Radtour eher gelassen: „Wer 74 Kilometer laufen kann, kann auch mit dem Fahrrad an den Comer See fahren.“ Im vergangenen Jahr hatte Stegmaier am Rennsteiglauf, dem Supermarathon in Thüringen, teilgenommen.
Es gibt sicher viele Menschen, die da ganz anderer Meinung sind. Aber für die drei war es auch eine Abwechslung während eines Jahres, in dem wegen Corona keine Wettkämpfe stattfanden.
Da sei Heiko König auf die Idee gekommen: „Joachim, komm, fahr mit an den Comer See an einem Tag.“ Mit dem Nachsatz: „Des isch voll geil“, erinnert sich Joachim Stegmaier schmunzelnd. Die bisher längste Strecke, die man bis dahin am Stück auf dem Fahrrad zurückgelegt hatte, lag bei 220 Kilometern.
Und für die lange Strecke brauchte man die richtige Psychologie: „Man muss sich auf die Länge der Strecke im Kopf vorbereiten.“
Eine Taktik für unterwegs ist: „Man schaut nicht auf das, was noch kommt, sondern auf das, was man schon hinter sich hat.“ Dann ist die Unterstützung der Mitfahrer wichtig: „Sie helfen und unterstützen“, wenn man selbst eine schwache Phase hat. Sie spornen an, sie treiben.
Geholfen hat auch Hans Dangelmaier, der im Begleitauto für Notfälle greifbar war und das Gepäck transportierte.
Ursprünglich war geplant, alles Notwendige mit den Rad zu befördern.
Dazu gehörte nicht nur sowas wie Astronautennahrung, sondern auch für jede Witterung die passende Bekleidung: „Auf der Strecke war alles dabei: Nacht, Gewitter, Hitze, Kälte, starker Wind, Passfahrten…“
Dank Internet und Smartphone lässt sich fast jeder gefahrene Meter nachvollziehen. Die höchste Erhebung war der Splügenpass mit 2110 Metern, über den es von der Schweiz nach Italien geht. Da lag das Ziel noch etwa 60 Kilometer entfernt. Mit 15 Prozent Steigung gab es hier das steilste Teilstück auf der Strecke. Am Fuß des Passes hatten die Gmünder noch bei 37 Grad in der Sonne gebraten. Oben froren sie bei sechs Grad. 4540 Höhenmeter wurden auf dem Weg überwunden. Und obwohl die trainierten Radsportler am Ziel keine Probleme mit ihren Hintern hatten, fügte sich Joachim Stegmaier am Ende dem Gruppenzwang und radelte die abschließende Runde über 60 Kilometer entlang der Nordspitze des Sees mit.
Vierzehneinhalb Stunden im Sattel und ausreichend Pausen, die auch des Wetters wegen notwendig wurden, hielten die Gruppe nicht davon ab, einen Teil des Strecke nach Hause zu radeln. Joachim Stegmaier stieg in der Schweiz bei Chur ins Begleitfahrzeug, Heiko König und Kai Krause fuhren bis Feldkirch in Österreich, bevor sie sich dem starken Gegenwind geschlagen gaben und Zugfahrkarten lösten.
Aber kaum zu Hause, spukte schon die nächste Unternehmung in den Köpfen der Drei: „Zum Beispiel eine Strecke fahren, bei der 10 000 Höhenmeter zusammenkommen,“ ist eine Idee für das kommende Jahr.

Comer See

Am Ziel beim Comer See.